Grenzgänge - Reflexionen junger Migranten
Fotoausstellung - Sommer 2010
Talent und Leistungsbereitschaft sollten sich unabhängig von Herkunft, Status und Umgebung entfalten und eine Gesellschaft bereichern können. Seit 2002 vergibt die Gemeinnützige Hertie-Stiftung deshalb START-Schülerstipendien an begabte und engagierte Kinder aus Zuwandererfamilien. START will das Potenzial, das die Stipendiaten mitbringen, fördern und zu einem Gewinn für unser Land machen. Das Stipendium erhöht die Chancen auf eine gute Schulbildung − eine der entscheidenden Voraussetzungen für eine gelungene Integration.
Bilder und Texte der Ausstellung sind im Rahmen einer Ferienakademie für START-Stipendiaten zum Thema „Grenzgänge“ am Helenesee in Frankfurt an der Oder entstanden. Die Akademien sind Bestandteil der ideellen Förderung der START-Stiftung und werden regelmäßig in den Schulferien zu Themen aus den Bereichen Wissenschaft, Gesellschaft und Individuum, Kunst und Kultur sowie Sport veranstaltet. Vom 12. bis zum 19. Juli 2008 haben zwanzig Stipendiaten im Alter von 15 bis 21 Jahren aus sechs Bundesländern an der Ferienakademie in Frankfurt an der Oder teilgenommen. Unter dem Oberbegriff „Grenzgänge“ haben sie sich durch Gespräche mit Zeitzeugen, Vorträge und Exkursionen zum einen mit Geschichte und Gegenwart der Grenzregion an der Oder sowie mit den besonderen Aufgaben auseinandergesetzt, denen die Region heute gegenübersteht. Die historisch-politische Auseinandersetzung wurde zum anderen in Zusammenhang gebracht mit der persönlichen Reflexion der Stipendiaten über ihre eigenen biographischen Erfahrungen mit Grenzen. In der Arbeit suchten die Jugendlichen Antworten auf Fragen wie: Wer bin ich? Welche Werte und Traditionen trage ich in mir angesichts eigener „Grenzüberschreitungen“? Erlebe ich Grenzen einengend und belastend oder fordern sie mich heraus?
Im Zentrum stand dabei die künstlerische Darstellung dieser Erfahrungen: Die Teilnehmenden wurden angeleitet, sich in ihrer Beziehung zum Thema „Grenzgänge“ fotografisch in Szene zu setzen. Einziges Requisit war eine Rolle rot-weißes Flatterband als Symbol für den Begriff „Grenze“.
Im Anschluss an die Aufnahmen stellten die Stipendiaten in Interviews ihre Gedanken und Gefühle zum Thema vor - prosaisch, lyrisch oder musikalisch. Deshalb ist jedem groß aufgezogenen Foto in der Ausstellung Audiomaterial zugeordnet. Über Kopfhörer hört man die Stimmen derjenigen, die das jeweilige Foto geschaffen haben. Nah, unmittelbar, unverfälscht. So machen die Bilder und Hörtexte auf künstlerisch-sinnliche Weise deutlich, wie die Jugendlichen das Leben mit/ zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen wahrnehmen, welche Herausforderungen für sie damit verbunden sind und welche Möglichkeiten sie finden, um mit den Grenzerfahrungen in ihrem Leben umzugehen und Grenzen zu überwinden.