Judita Cofman

Prof. Albrecht Beutelspacher erinnert sich an seine akademische Lehrerin

Frau Prof. Judita Cofman (1936-2001) war eine der ersten Mathematikprofessorinnen in Deutschland. Sie ist im heutigen Serbien geboren und hat dort auch studiert und als Lehrerin gearbeitet. Nach Aufenthalten in Italien und London kam sie 1971 an die Universität Tübingen, wo damals Albrecht Beutelspacher studierte, der heute der Direktor des Mathematikums ist.

Wie war Ihre erste Begegnung mit Prof. Judita Cofman?

Nichts deutete im Vorfeld darauf hin, dass der Moment der ersten Begegnung mein Leben wie kaum ein anderer prägen würde. Nach meiner Vordiplomsprüfung hatte ich freie Wahl der Vorlesungen. Ich wählte „Kombinatorik“, weil ich mir unter diesem Begriff etwas vorstellen konnte. Am 20.04.1971 um 14:15 Uhr betrat Frau Prof. Cofman den Hörsaal. Eine zurückhaltende, fast scheu wirkende Frau, die aber alle Unsicherheit verlor, als sie die erste Definition an die Tafel schrieb.

Vom ersten Moment an war uns Studierenden klar, dass es um etwas Wichtiges ging. Wir ließen uns von ihr begeistern, wir erfuhren, dass Mathematik etwas Lebendiges ist, und nicht etwas, was durch Formalismus bestimmt ist. Sie wollte uns nicht nur Mathematik vermitteln, sondern auch ihre Begeisterung für die wunderbarste Wissenschaft.

Welche Sicht von Mathematik brachte sie ihren Studierenden bei?

Für Judita Cofman war „echte“ Mathematik durch Schönheit geprägt. Damit meinte sie nicht bunte Bildchen, sondern innere Schönheit. So etwas wie perfektes Zusammenpassen: die Stellen, an denen Schönheit und Wahrheit zusammenkommen.

Judita Cofman selbst war sehr bescheiden, sie vermittelte uns aber ihre Bewunderung großer Ideen und Einsichten von Mathematikern der Vergangenheit und Gegenwart.

Was hat Sie an der Haltung Prof. Cofmans zur Mathematik beeindruckt?

Sie hatte eine radikale Haltung, sie drang zu den Wurzeln vor und wollte stets ganz genau wissen, ob eine Argumentationskette richtig ist. Sie wollte es wissen, sie wollte es (mit dem inneren Auge) sehen und sie wollte es spüren.

Hat sie Ihre Arbeit für das Mathematikum beeinflusst?

Neben dieser Radikalität, also dem Herausarbeiten des Kerns eines Problems, verdanke ich ihr das Vertrauen, den Glauben an die Besucherinnen und Besucher. So wie Judita Cofman uns jungen Studierenden Vertrauen geschenkt hat und „wusste“, dass wir gewisse Probleme lösen werden, so vertrauen wir im Mathematikum den Besuchern und glauben daran, dass sie die Experimente aus eigenem Antrieb lösen.

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