Ein gemeinsames Forschungsprojekt von JLU Gießen und Mathematikum will größten Datensatz der Welt erheben, um menschliche Augenbewegungen zu verstehen. Dafür haben die Psychologen Dr. Ben de Haas und Marcel Linka einen Blickscanner im Mathematikum aufgebaut. Der begehbare Kasten erinnert an einen Passbildautomaten und sticht zwischen den anderen Exponaten des Mitmachmuseums hervor, wegen seiner Größe und einer riesigen aufgedruckten Iris. Wer sich hinein traut, sitzt vor einen Bildschirm, auf dem Erklärvideos und Bilder gezeigt werden. Der Clou: dabei werden die individuellen Blickbewegungen von einer speziellen Kamera verfolgt. Wer mitmacht, kann am Ende seine Augenblicke mit denen anderer vergleichen.
"Vor gut zwei Jahren haben wir herausgefunden, dass Blickbewegungen viel individueller sind, als man bis dahin dachte." erklärt Dr. Ben de Haas. Deshalb sollen im Mathematikum mindestens 10.000 Teilnehmenden gewonnen werden, die insgesamt "Millionen Augenblicke" beitragen. Mit einer so großen Stichprobe können die Wissenschaftler herausfinden, wie genau sich die Blickbewegungen von Person zu Person unterscheiden. „Alle, die mitmachen, können einen ganz besonderen Einblick in die eigene Wahrnehmung gewinnen“, ist de Haas überzeugt. „Und jeder bzw. jede unterstützt damit wichtige Grundlagenforschung, die am Ende auch zur diagnostischen Nutzung von Augenbewegungen beitragen kann. Deswegen freuen wir uns sehr, dass das Mathematikum die Idee von Anfang an mitgetragen hat und dass der europäische Forschungsrat das ganze finanziert. Aber der entscheidende Teil kommt erst jetzt, mit den Besucherinnen und Besuchern. Wir drücken ganz fest die Daumen, dass viele sich von unserer Begeisterung anstecken lassen und ihren inneren Sehforscher entdecken!“